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Text and translation of Mahler's Das Lied von der Erde

Published: September 30, 2009 at 9:07 am

1. Das Trinklied vom Jammer der Erde

Schon winkt der Wein im goldnen Pokale,

Doch trinkt noch nicht, erst sing ich euch ein Lied!

Das Lied vom Kummer soll auflachend

in die Seele euch klingen. Wenn der Kummer naht,

liegen wüst die Gärten der Seele,

Welkt hin und stirbt die Freude, der Gesang.

Dunkel ist das Leben, ist der Tod.

Dein Keller birgt des goldnen Weins die Fülle

Herr dieses Hauses!

Dein Keller birgt die Fülle des goldenen Weins!

Hier, diese lange Laute nenn’ ich mein!

Die Laute schlagen und die Gläser leeren,

Das sind die Dinge, die zusammen passen.

Ein voller Becher Weins zur rechten Zeit

Ist mehr wert, als alle Reiche dieser Erde!

Dunkel is das Leben, ist der Tod.

Das Firmament blaut ewig und die Erde

Wird lange fest stehen und aufblühn im Lenz.

Du aber, Mensch, wie lang lebst denn du?

Nicht hundert Jahre darfst du dich ergötzen

An all dem morschen Tande dieser Erde,

Seht dort hinab!

Im Mondschein auf den Gräbern hockt

eine wildgespenstische Gestalt – Ein Aff ist’s!

Hört ihr, wie sein Heulen hinausgellt

in den süßen Duft des Lebens!

Jetzt nehm den Wein! Jetzt ist es Zeit, Genossen!

Leert eure goldnen Becher zu Grund!

Dunkel ist das Leben, ist der Tod!

1. Drinking song of the sorrow of the earth

The wine already beckons from the golden goblet,

but don’t drink just yet – first, I’ll sing you a song!

The song of sorrow shall sound out

in laughter in your soul. When sorrow draws near,

the gardens of the soul lie wasted,

both joy and song wilt and die.

Dark is life, dark is death.

[Your cellar holds plenty of golden wine!]

Master of this house!

Your cellar holds plenty of golden wine!

Here, this lute shall be mine!

Strumming the lute and draining glasses,

those are the things that go well together.

A full goblet of wine at the right time

is worth more than all the riches of this world!

Dark is life, dark is death.

The firmament is forever blue, and the earth

Will remain for a long time and blossom in spring.

But you, Man/Woman, how long will you live?

Not even for a hundred years are you allowed to revel

in all the rotten trinkets of this earth!

Look down there!

In the moonlight, on the graves

crouches a wild, ghostly figure – It’s a monkey!

Listen how the sound of its howls pierce

the sweet fragrance of life!

Now take the wine! Now is the time, Comrades!

Drain your golden goblets to the bottom!

Dark is life, dark is death!

2. Der Einsame im Herbst

Herbstnebel wallen bläulich überm See;

Vom Reif bezogen stehen alle Gräser;

Man meint’, ein Künstler habe Staub vom Jade

Über die feinen Blüten ausgestreut.

Der süße Duft der Blumen is verflogen;

Ein kalter Wind beugt ihre Stengel nieder.

Bald werden die verwelkten, goldnen Blätter

Der Lotosblüten auf dem Wasser ziehn.

Mein Herz ist müde. Meine kleine Lampe

Erlosch mit Knistern;

es gemahnt mich an den Schlaf.

Ich komm zu dir, traute Ruhestätte!

Ja, gib mir Ruh, ich hab Erquickung not!

Ich weine viel in meinen Einsamkeiten.

Der Herbst in meinem Herzen währt zu lange.

Sonne der Liebe, willst du nie mehr scheinen,

Um meine bittern Tränen mild

aufzutrocknen?

2. The Lonely one in autumn

Blueish autumn mists hover over the lake;

white frost covers all grasses;

One would think an artist had strewn jade dust

over the delicate stems.

The sweet fragrance of the flowers has been blown away;

a cold wind bends their stems down.

Soon the withered golden petals

of lotus flowers will float by on the water.

My heart is weary. My little lamp

has gone out with a hiss;

reminding me of sleep.

I am coming to you, beloved resting place!

Yes, give me rest – I need to be refreshed!

I weep a lot in my loneliness.

The autumn in my heart has lasted too long.

Sun of love, will you never shine again,

to gently dry my bitter tears?

3. Von der Jugend

Mitten in dem kleinen Teiche

Steht ein Pavillon aus grünem

Und aus weißem Porzellan.

Wie der Rücken eines Tigers

Wölbt die Brücke sich aus Jade

Zu dem Pavillon hinüber.

In dem Häuschen sitzen Freunde,

Schön gekleidet, trinken, plaudern,

Manche schreiben Verse nieder.

Ihre seidnen Ärmel gleiten

Rückwärts, ihre seidnen Mützen

Hocken lustig tief im Nacken.

Auf des kleinen Teiches stiller

Wasserfläche zeigt sich alles

Wunderlich im Spiegelbilde.

Alles auf dem Kopfe stehend

In dem Pavillon aus grünem

Und aus weißem Porzellan;

Wie ein Halbmond steht die Brücke,

Umgekehrt der Bogen. Freunde,

Schön gekleidet, trinken, plaudern.

3. On youth

In the middle of the small lake

stands a pavilion made of green

and white porcelain.

Like a tiger’s back

the bridge of jade arches

across to the pavilion.

Friends sit in the little house,

beautifully dressed, drinking, chatting;

some are writing down verses.

Their silk sleeves glide

back, their silk caps

pushed jauntily back on their heads.

On the small lakes’ still

surface, all strange things are shown

as a mirror image.

Everything is turned on its head

in the pavilion made of green

and white porcelain.

Like a half-moon seems the bridge,

its arch inverted. Friends,

beautifully dressed, drinking, chatting.

4. Von der Schönheit

Junge Mädchen pflücken Blumen,

Pflücken Lotosblumen an dem Uferrande.

Zwischen Büschen und Blättern sitzen sie,

Sammeln Blüten in den Schoß und rufen

Sich einander Neckereien zu.

Goldne Sonne webt um die Gestalten,

Spiegelt sie im blanken Wasser wider.

Sonne spiegelt ihre schlanken Glieder,

Ihre süßen Augen wider,

Und der Zephyr hebt mit Schmeichelkosen das Gewebe

Ihrer Ärmel auf, führt den Zauber

Ihrer Wohlgerüche durch die Luft.

O sieh, was tummeln sich für schöne Knaben

Dort an dem Uferrand auf mut’gen Rossen,

Weithin glänzend wie die Sonnenstrahlen;

Schon zwischen dem Geäst der grünen Weiden

Trabt das jungfrische Volk einher!

Das Roß des einen wiehert fröhlich auf

Und scheut und saust dahin;

Über Blumen, Gräser, wanken hin die Hufe,

Sie zerstampfen jäh im Sturm die hingesunknen Blüten.

Hei! Wie flattern im Taumel seine Mähnen,

Dampfen heiß die Nüstern!

Goldne Sonne webt um die Gestalten,

Spiegelt sie im blanken Wasser wider.

Und die schönste von den Jungfraun sendet

Lange Blicke ihm der Sehnsucht nach.

Ihre stolze Haltung is nur Verstellung.

In dem Funkeln ihrer großen Augen,

In dem Dunkel ihres heißen Blicks

Schwingt klagend noch die Erregung ihres Herzens nach.

4. On beauty

Young girls pick flowers,

pick lotus flowers at the water’s edge.

They sit among bushes and leaves,

Gathering blossoms in their laps and calling

to one another teasingly.

Golden sunlight weaves around the figures,

mirroring them in the shiny water.

The sun reflects their slender limbs,

their sweet eyes,

and Zephyr lifts with flattering caresses

the fabric of their sleeves, carrying the magic

of their fragrances through the air.

O look, what handsome boys are gathering

there along the shore on their brave horses,

Shining far and bright like sunbeams;

Already among the branches of the green willows,

the fresh-faced youth are approaching!

The horse of one of them whinnies merrily,

and shies and dashes away;

over flowers, grasses, hooves are swinging,

crushing the fallen blossoms like a storm.

Ha! How its mane flutters in a frenzy,

How hot the steam is from its nostrils!

The golden sun weaves around the figures,

mirroring them in the shiny water.

And the most beautiful of the young women sends

long, yearning looks after him.

Her proud posture is only a pretense.

In the sparkle of her wide eyes,

in the darkness of her burning gaze,

the agitation of her heart still lingers on, lamenting.

5. Der Trunkene im Frühling

Wenn nur ein Traum das Dasein ist,

Warum denn Müh und Plag?

Ich trinke, bis ich nicht mehr kann,

Den ganzen, lieben Tag!

Und wenn ich nicht mehr trinken kann,

Weil Leib und Kehle voll,

So tauml’ ich hin vor meiner Tür

Und schlafe wundervoll!

Was hör ich beim Erwachen? Horch!

Ein Vogel singt im Baum.

Ich frag ihn, ob schon Frühling sei,

Mir ist als wie im Traum.

Der Vogel zwitschert: “Ja! Der Lenz

[Ist da,] sei kommen über Nacht!”

Aus tiefstem Schauen lauscht ich auf

Der Vogel singt und lacht!

Ich fülle mir den Becher neu

Und leer ihn bis zum Grund

Und singe, bis der Mond erglänzt

Am schwarzen Firmament!

Und wenn ich nicht mehr singen kann,

So schlaf ich wieder ein,

Was geht denn mich der Frühling an!?

Laßt mich betrunken sein!

5. The drunkard in Spring

If life is only a dream,

why then the toil and misery?

I drink until I can no more,

The whole day long!

And when I can drink no more,

because my body and soul are full,

I stagger to my doorway

and sleep wonderfully!

What do I hear when I awake? Listen!

A bird singing in the tree.

I ask him if it is spring yet,

I think I’m dreaming.

The bird twitters, “Yes! Spring

is here, it has come overnight!”

Roused from deep contemplation I listen

The bird sings and laughs!

I fill my goblet once again

and drain it to the bottom

and sing, until the moon shines out

from the pitch-black sky!

And when I can sing no longer,

I fall asleep again,

for what do I care about spring?

Let me be drunk!

6. Der Abschied

Die Sonne scheidet hinter dem Gebirge.

In alle Täler steigt der Abend nieder

Mit seinen Schatten, die voll Kühlung sind.

O sieh! Wie eine Silberbarke schwebt

Der Mond am blauen Himmelssee herauf.

Ich spüre eines feinen Windes Wehn

Hinter den dunklen Fichten!

Der Bach singt voller Wohllaut durch das Dunkel.

Die Blumen blassen im Dämmerschein.

Die Erde atmet voll von Ruh und Schlaf,

Alle Sehnsucht will nun träumen.

Die müden Menschen gehn heimwärts,

Um im Schlaf vergeßnes Glück

Und Jugend neu zu lernen!

Die Vögel hocken still in ihren Zweigen.

Die Welt schläft ein!

Es wehet kühl im Schatten meiner Fichten.

Ich stehe hier und harre meines Freundes;

Ich harre sein zum letzten Lebewohl.

Ich sehne mich, o Freund, an deiner Seite

Die Schönheit dieses Abends zu genießen.

Wo bleibst du? Du läßt mich lang allein!

Ich wandle auf und nieder mit meiner Laute

Auf Wegen, die vom weichen Grase schwellen.

O Schönheit! O ewigen Liebens - Lebenstrunkne Welt!

Er stieg vom Pferd und reichte ihm

Den Trunk des Abschieds dar.

Er fragte ihn, wohin er führe,

und auch warum es müsste sein.

Er sprach, seine Stimme war umflort:

Du, mein Freund,

Mir war auf dieser Welt das Glück nicht hold!

Wohin ich geh? Ich geh, ich wand’re in die Berge.

Ich suche Ruhe für mein einsames Herz.

Ich wandle nach der Heimat, meiner Stätte.

Ich werde niemals in die Ferne schweifen.

Still ist mein Herz und harret seiner Stunde!

Die liebe Erde allüberall

Blüht auf im Lenz und grünt aufs neu!

Allüberall und ewig blauen licht die Fernen!

Ewig… ewig…

6. The farewell

The sun vanishes behind the mountains.

Evening descends into all the valleys,

with its cool, refreshing shadows.

O look! Like a silver boat,

the moon floats up onto the sky’s blue lake.

I feel a fine wind blowing

behind the dark spruce!

The stream sings pleasantly through the darkness.

The flowers turn pale in the twilight.

The earth breathes, full of peace and sleep,

and all longing wants to dream now.

Weary people make their way home,

to learn again in their sleep

forgotten happiness and youth!

The birds perch silently on their branches.

The world is falling asleep!

A cool breeze blows in the shade of my spruce.

I stand here and wait for my friend;

I wait to bid him a last farewell.

O my friend, I long to enjoy

at your side the beauty of this evening.

Where are you? You leave me alone for so long!

I wander up and down with my lute,

on paths swelling with soft grass.

O beauty! O world, drunk with eternal love and life!

He climbed down from his horse and offered his friend the drink of farewell.

he asked him where he was heading, and why it had to be so.

He spoke - there was sadness in his voice:

You, my friend,

Fortune has not favoured me in this world!

Where am I going? I go away, I’ll walk into the mountains.

I seek peace for my lonely heart.

I walk towards my homeland, my abode.

I shall never wander far from there.

Quiet is my heart as it awaits its hour!

Everywhere the good earth

blossoms in spring and turns green once again!

Everywhere and forever, distant spaces shine their blue light!

Forever… forever…

Translation, Copyright Susanne Frank, 2009

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